Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft. Und daher wird auch im gemeinnützigen Sektor eifrig geschenkt. Kaum eine Organisation spart die Kosten, ihren Förderern hin und wieder etwas zukommen zu lassen. Aber ist das wirklich immer gerechtfertigt? GOLDWIND sagt: Der Zweck des Geschenkes ist entscheidender als der Anlass.
Bestimmt haben auch Sie Ihren Förderern (Spender, Sponsoren, Ehrenamtlichen usf.) schon einmal ein Geschenk gemacht. Die Spanne reicht von kleinen Beigaben in Mailings bis hin zu größeren und persönlichen Präsenten für einzelne Personen, bspw. Großspender. Ob praktische Wertgegenstände, selbsthergestellte Andenken, Einladungen zu besonderen Veranstaltungen oder immaterielle Aufmerksamkeiten wie Informationen oder Zeit (z.B. beim Zuhören), allen Gaben ist eines gemein: Sie sollen die Beziehung zum Spender festigen.
In der Tat wird Schenken auch psychologisch als zwischenmenschliche Kommunikation definiert. Es handelt sich um eine symbolische Geste, die sagt: „Ich will dir Freude bereiten, denn du bedeutest mir etwas. Dafür erwarte ich nichts, denn ich tue es gern.“ Die Freiwilligkeit beim Schenken ist ein entscheidender Teil, der bei vielen anlassbezogenen Gaben verloren gegangen ist. An Weihnachten, bei Geburtstagen, Feierlichkeiten oder Einladungen ist das Mitbringsel eine Pflicht, das vor allem durch Normerfüllung motiviert ist.
Die größte Wirkung erzielen daher Geschenke, die überraschen. Dabei kann es durchaus einen Anlass geben, z.B. 5 Jahre Mitgliedschaft oder die Erreichung eines bestimmten Zieles. Entscheidend ist, dass der Beschenkte keine Erwartungshaltung aufgebaut hat, also nicht unbedingt damit rechnet.
Auch die Größe des Geschenkes ist relevant. Und dabei gilt nicht: Je mehr, desto besser. Verhältnismäßig große Geschenke werfen nicht nur die Frage auf, ob das Geld nicht besser in die Projekte investiert worden wäre, sie führen auch zu einer entsprechenden Gegenverpflichtung, die ein Spender vielleicht nicht tragen kann oder will. Aufgrund der gesellschaftlich bedeutsamen Norm der Reziprozität, müssen Geschenke und Hilfeleistungen früher oder später mit Gegenleistungen beantwortet werden. Je größer das Empfangene desto stärker das Gefühl der Verpflichtung.
Dies ist vor allem bei Vorabgeschenken, z.B. bei der Neuspenderakquise von Bedeutung. Während ein aktiver Spender ein Präsent seiner Organisation als Antwort auf seine Spende(n) begreifen kann, erfordert ein Erstgeschenk vom Empfänger eine „Wiedergutmachung“. Dabei spielt es keine Rolle, dass er es ungefragt erhalten hat. Er kann sich dieser stark internalisierten Norm schwer entziehen und antwortet mit einer Spende. Studien konnten belegen, dass sogar auf für den Empfänger vollkommen nutzlose Präsente mit einer Rück-Gabe reagiert wurde, um sich von der entstandenen Bringschuld zu befreien.
Wer dennoch nicht spendet, muss sein schlechtes Gewissen aushalten. Oft hörte ich schon von mit Geschenken umworbenen Wunschspendern, dass sie sich über die ungewollten Beigaben regelrecht ärgern. Vordergründig wird dies meist auf Geld- oder Ressourcenverschwendung („unnützes Zeugs“) zurückgeführt. Doch schwingt immer der eigentliche Ärger mit, sich gegen die Erwartung verhalten zu müssen, wenn man das Geschenk nicht beantwortet, weil man (in diesem Fall) nicht spenden möchte.
Die Kosten für Geschenke sollten wohlüberlegt werden. Dazu gehört neben dem finanziellen Aspekt auch das, was ein Geschenk mit dem Empfänger macht.
Wer Friend-raising betreibt, sollte nicht auf diese zwischenmenschliche Geste verzichten. Beachten Sie jedoch den Zweck eines Geschenkes. Festigen Sie Freundschaften, erkaufen Sie sie sich nicht! Nachhaltige Freundschaften entstehen durch Sympathien. Investieren Sie vor allem darin, diese zu wecken und schenken Sie später, und zwar aus Freude und um Freude zu bereiten. Und aus Dankbarkeit, dass es den anderen gibt, der Sie unterstützt. Dann wird das auch so aufgenommen werden – ohne Verpflichtung und/oder schlechtes Gewissen.
GOLDWIND wünscht Ihnen, dass Sie Ihren Spendern echte Freude bereiten und durch kleine Aufmerksamkeiten, große Aufmerksamkeit schaffen!
Nachtrag: Es ist fast schon unheimlich, dass ich wie beim letzten Infoletter, den Kommentar fertiggestellt hatte, bevor ich das Interview führte. Ich hatte mir ein bestimmtes Thema überlegt, doch wiederum erhielt ich ungeplant Antworten, die diesen Kommentar nicht besser hätten unterstreichen können. Die Geschichte, die Almut (70) erzählt, handelt aber eigentlich schon nicht mehr vom Schenken, sondern vielmehr von Ware gegen Geld. Aber lesen Sie selbst!