Über Geld spricht man in Deutschland nicht. Gehalt und Ausgaben sind selbst im Freundeskreis Tabu, denn man möchte weder Neid noch Mitgefühl ernten. Über Geldspenden wird ebenso wenig geredet. Bescheidenheit ist eben eine Zier. Und außerdem soll ja keiner von der Spende auf die eigenen finanziellen Mittel schließen können…
Jede Spende ist freiwillig und niemand muss spenden. Das ist gut und richtig so. Dennoch ist jede Spende auch ein stückweit soziale Verantwortung, die man übernimmt. Jeder kann diese gemäß seiner Mittel und seinem Gewissen übernehmen. Und dann sollte er dies kundtun und so zum Nach-ahmen, aber auch zum Nach-denken anregen. Spenden zum Thema machen, das würde unsere Gesellschaft auf unterschiedliche Art bereichern. Aber lesen Sie selbst!
Um es vorweg zu nehmen: Mentalität und Kultur einer Gesellschaft sind gewachsen und haben ihre Berechtigung. Wir werden keine Amerikaner, die im zweiten Satz ihr Gehalt offen legen. Das passt nicht und das ist auch nicht nötig. Doch in Deutschland legt sich der Deckmantel des Schweigens nicht allein über Spendensummen, sondern meist über die Tatsache, ob, wie und wo man sich engagiert gleich mit. Dies verhindert zum einen, dass aktive Spender die Anerkennung finden, die ihnen zusteht. Zum anderen schützt sie Nicht-Spender vor sozialer Rechtfertigung. Offene Diskussionen über „Spenden ja oder nein und wie überhaupt“, täte der Gesellschaft und auch den Spendensammelnden Organisationen sehr gut. Über viele Dinge rund ums Spenden herrscht bei Spendenwilligen eine zum Teil erschreckende Unwissenheit – oder gar kontraproduktives Fehlwissen.
Gruppendynamik und sozialer Vergleich
Entscheidend ist vor allem der Punkt, dass durch das „Nichtdrüberreden“ die Chance vertan wird, den Akt des Spendens und Engagierens zu einem natürlichen, offenen und selbstverständlichen Prozess werden zu lassen. Je offener im Freundes- und Bekanntenkreis über Spenden gesprochen wird, umso mehr steigt die Motivation selbst aktiv zu werden. Sei es aufgrund der positiven Gruppendynamik („Wir alle engagieren uns irgendwo – ich jetzt auch!“) oder weil latentes Verhalten endlich angestoßen wird („Ich wollte ja schon immer mal (mehr) spenden, habe mich aber dann doch nie näher mit dem Thema beschäftigt“). Der Vergleich ermöglicht zudem eine Orientierung für das eigene Spendeverhalten, was vor allem in der jungen Spendergeneration oft mit Unsicherheit behaftet ist (Was, Wie oft, Wohin, Welche Höhe?).
Modelllernen
Doch nicht nur der Abgleich mit der eigenen Bezugsgruppe ist wichtig. Spenden will frühzeitig gelernt sein. Vieles was wir als Kinder erlernen, schauen wir uns von anderen ab. Die wirksamsten Modelle sind zunächst die Erwachsenen, mit denen wir am meisten Umgang haben, die wir in ihrem Verhalten beobachten und so erkennen, was gut und richtig ist. Soziales Verhalten gehört ebenso dazu wie der Umgang mit Geld. Letzterer wird in Deutschland aufgrund des Tabustatus weniger offensiv vermittelt, was sich auch auf das Spendenverhalten auswirkt. Dabei ist es wichtig, dass bereits Kinder, die noch einen natürlichen Drang zu Engagement haben, begreifen, dass soziale Verantwortung über verschiedene Kanäle gelebt werden kann – und sollte. Je mehr sie ihre Eltern bei verschiedenen Spendentätigkeiten (Geldspenden, Sachspenden verteilen, Briefmarken sammeln, Kleider aussortieren, Ehrenamt ausführen) beobachten können, umso selbstverständlicher nehmen sie dies in ihr zukünftiges Verhaltensrepertoire auf.
Der Blick Hinter die Kulissen
Es ist spannend zu entdecken, wie und wo sich das eigene, engste Umfeld engagiert. Was interessiert meine Freunde (Facebook ist hier eine gute Möglichkeit zur Be- und Erkenntnis)? Wofür haben eigentlich die Großeltern schon gespendet? Und warum?
Sich über all das auszutauschen, ermöglicht zudem, wertvolle Erfahrungen im Umgang mit gemeinnützigen Organisationen weiterzugeben: Wer informiert gut und ausreichend über seine Aktivitäten? Wo gibt es die beste Ehrenamtlichen-Betreuung? Bei welchem Tag der offenen Tür konnte man genauere Einblicke gewinnen? Wer kümmert sich um seine Spender? Wer bietet die nützlichsten Hinweise auf Twitter oder Facebook? Wo sind echte Erfolgsmeldungen zu verzeichnen? Und: Wie erkenne ich schwarze Schafe im Dritten Sektor? Wo ist eine Spende nicht so gut angelegt?
Gemeinsames Engagieren macht einfach mehr Spaß und generiert zudem den „Spendernachwuchs“. Spenden, das können nicht nur die Amis. Das ist auch Teil unserer Gesellschaft. Doch nur die wenigsten bekommen von Januar bis November etwas davon mit. Der „Tag des Ehrenamtes“ ist etabliert. Fehlt noch ein „Tag des Spenders“ mit einem gut sichtbaren Button: Ja, ich spende gerne!
In diesem Sinne wünscht GOLDWIND Ihnen viele Spender, die von ihren und Ihren guten Taten gerne und offen berichten.