Der Steuerberater aus Hessen kennt sich mit Zahlenwerken aus. Auch beim Spenden. Da sind sie ihm besonders wichtig. Jahresberichte prüft er daher sehr genau - oder auch gar nicht. Denn eigentlich hat Peter (62) ganz eigene Strategien, damit möglichst viel von seinem Geld ankommt. GOLDWIND hat er sie verraten...
Peter, Sie spenden für gemeinnützige Vereine. Welche sind das und was ist Ihre Motivation?
Ich spende für viele verschiedene Organisationen. Vorwiegend für solche, die sich um die Schwächsten der Gesellschaft, nämlich die Kinder, kümmern. Da kommt der Löwenanteil meiner Jahresspendensumme hin. Daneben unterstütze ich noch andere Felder, wie Umwelt oder lokale Behindertenhilfen. Mir ist sehr wichtig, dass ich entscheide, wo mein Geld hinfließt. Deswegen spende ich lieber anstatt Kirchensteuern zu zahlen.
Was genau meinen Sie damit?
Vor ungefähr 20 Jahren habe ich im Radio einen Bericht gehört, dass der Vatikan in Geldnöten wäre. Das war gerade zu Zeiten, als wir den Reisepabst hatten: Johannes Paul II, der jeden Flughafen am Geschmack erkannt hat. Da habe ich beschlossen, mit meinem Geld wird der Vatikan nicht gerettet. Damit rette ich lieber andere Institutionen. Das war das Schlüsselerlebnis. Aber es wurde ja vorher schon immer wieder gesagt, dass mit der Kirchensteuer nichts in deiner eigenen Gemeinde gemacht wird, sondern du dafür extra spenden sollst. Alles kommt in einen großen Topf und wird nach einem Schlüssel verteilt, den du als Steuerzahler nie beeinflussen kannst. Einfluss habe ich nur bei meinen Spenden. Daher habe ich mit privaten Spenden die Kirchensteuer ersetzt. Im Dezember verteile ich entsprechend dem, was ich eigentlich zahlen müsste.
Sind Sie den Organisationen über all die Jahre treu geblieben oder wechseln Sie diese jedes Jahr aus?
Grundsätzlich ist es immer dasselbe Set an Organisationen. Bei einer habe ich schon die 30-jährige Spendenmedaille bekommen. Da habe ich also schon vor meinem Kirchenaustritt gespendet. Allerdings in viel kleinerem Rahmen – mal 10 oder 20 Mark. Ein paar Organisationen habe ich zwischenzeitlich auch wieder von der Liste gestrichen. Ich habe irgendwann mal von allen Organisationen Rechenschaftsberichte angefordert. Und die, die nicht reagierten oder zu viele Verwaltungskosten hatten, bekommen keine Spenden mehr. Da war z.B. eine Organisation, die lagen bei 70% Werbungskosten! Das geht nicht. Es soll schon ein relevanter Teil in den Projekten ankommen, damit auch das geschützt, gerettet und versorgt wird, was ich mit meiner Spende unterstützen möchte.
Prüfen Sie die Jahresberichte immer noch regelmäßig?
Nein, das war eine besondere Aktion. Das habe ich so ein- bis zweimal gemacht. Und auch erst, nachdem ich schon eine längere Zeit gespendet hatte. Da dachte ich, ich will jetzt einfach mal wissen, was die so mit den Spenden der Leute machen. Ehrlich gesagt … ich bekomme die ja zum Teil unangefordert zugeschickt. Manche Organisationen informieren vierteljährlich, andere schicken die Berichte über das, was sie gemacht haben, einmal im Jahr zu. Ich schaue das eher so diagonal durch… Auf die Zahlen schaue ich gar nicht mehr.
Gab es für Sie einen Grund, die Spenden über so viele Organisationen zu verteilen anstatt sie auf wenige Organisationen zu fokussieren?
Das ist für mich auch eine Risikoabwägung. Falls man doch mal einen dabei hat, der nicht so seriös ist. Das kann ich bei zwölf Organisationen, an die ich spende, besser ausgleichen. Dann ärgerst du dich über den einen, weil du ihn vielleicht zu spät rausschmeißt. Aber du hast es immerhin bei elf anderen richtig gemacht.
Lieber Peter, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Auswahl der richtigen Organisationen!
Selbst für „Zahlenmenschen“ wie Peter ist der Inhalt wichtiger als ein Rechenschaftsbericht. Er wählte die Organisationen aus, deren Ziele den seinen entsprachen. Und er vertraute. Aber klar: Hin und wieder ist den Spendern die Kontrolle wichtig. Daher müssen Zahlen vorgelegt werden - und passen. Dann reicht das Vertrauen in die Organisation wieder eine ganze Weile. Auch das von bilanzaffinen Steuerberatern.
GOLDWIND wünscht Ihnen viel Vertrauensvorschuss, aber auch, dass Sie jeder Kontrolle standhalten – egal ob beim Inhalt oder den Zahlen. Haben Sie aber auch den Mut, „Heikles“ von Anfang an offen zu kommunizieren. So bauen Sie Vertrauen solide auf und sind gefeit vor Enttäuschungen.
(s. auch die Kolumne "GOLDWIND macht sich Gedanken" in dieser Ausgabe des Infoletter)
* Das Interview stammt aus dem Jahr 2015. Peter gehört zu den Babyboomern.
In der Reihe GOLDWIND fragt - Spender antworten kommen Spender zu Wort, um ihre Sicht der Dinge zu schildern. Die Auswahl der Interviewpartner erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Namen von Organisationen werden weitgehendst neutralisiert, da keine Spenderaussagen zu einzelnen Organisationen dargestellt werden sollen. Vielmehr ist das Augenmerk auf generelles Spenderempfinden gerichtet.